Zur Startseite

NANU! Umweltbildung

Ortsgruppen

Kinder+Jugend

  • Home  › 
  • Aktuelles

Ökoallianz für den Landkreis Kelheim gegründet

Umweltkrisen geben Signal zum Aufbruch.

24.06.2016

Kürzlich trafen sich die Kreisvorstände von Landesbund für Vogelschutz, Bund Naturschutz, der Fischereivereinen aus dem Landkreis, der BI Irnsing, Deutscher Alpenverein, Imker, Biobauern und eine Reihe interessierter Naturfreunde aus den Verbänden, in der Geschäftsstelle des Bund Naturschutz in Abensberg um eine sogenannten „Ökoallianz für den Landkreis Kelheim“ zu gründen.

Auf dieser schon fast „historischen“ Gründungsversammlung wurden die gemeinsamen ökologischen Ziele der Allianz formuliert und die Rahmenbedingungen für die geplanten gemeinsamen Veranstaltungen, Aktionen und Kampagnen abgesteckt.

 „Der Landkreis Kelheim ist noch sehr reich an vielfältigen, zum Teil einzigartigen Naturlebensräumen um die uns viele beneiden und für die sich die meisten von uns seit Jahrzehnten einsetzen. Diese gilt es weiterhin zu erhalten und auszubauen“: so Peter Forstner Kreisvorsitzender des Bundes  Naturschutzes in seiner Begrüßung und Einführung. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, so Forstner weiter, dass in weiten Teilen unseres Landkreises  zunehmend unsere Lebensgrundlagen gefährdet werden und damit auch die Zukunft der nachfolgenden Generationen aufs Spiel gesetzt wird.

Dem frühzeitig zu begegnen ist der hauptsächliche Anlass zur Gründung der Ökoallianz.

Sorgen bereiten den Mitgliedern der Ökoallianz vor allem der zum Teil dramatische Rückgang der Artenvielfalt, der fortwährende Boden- und Landschaftsverbrauch, die Bodenerosion durch Wind und bei Starkregen, sowie die steigenden Nitratwerte und die Pflanzenschutzmittel in Grund-  und Trinkwasser, bzw. auch in den Oberflächengewässern des Landkreises Kelheim.

Niemand bestreitet inzwischen ernsthaft, vielleicht abgesehen von einigen Bauernverbandsfunktionäre und Lobbyisten der Agrarindustrie, dass dies etwas mit der intensiven und zunehmend industriellen Landwirtschaft zu tun hat.

90 % der Deutschen wünschen sich, so Forstner, laut einer Studie zum Naturbewusstsein der Deutschen, mehr Rücksicht der Bauern auf Nutztiere, Landschaft, Boden und Grundwasser.

Für Peter Schmalz, dem Kreisvorsitzender des LBV, ist die derzeitige Krise in der Fleisch- und Milchwirtschaft ein deutliches Warnzeichen, das etwas gewaltig schief läuft  in der Agrarpolitik. Der drastische Milchpreisverfall in Deutschland und Bayern ist Folge einer massiven Überproduktion in der Milchviehwirtschaft. Hochgezüchtete Turbokühe produzieren heute doppelt so viel Milch wie vor 20 Jahren. Wegen dieser extremen Beanspruchung sind sie häufiger krank und sterben im Schnitt schon nach weniger als 6 Jahren. Immer billiger, immer mehr und dies auf Kosten von Tierwohl, Natur und Umwelt.

Deutscher Bauernverband und Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt setzen auf noch mehr Industrialisierung und subventionierten Export - auch in die dritte Welt.

Diese Industrialisierung ruiniert unsere Naturgüter Wasser und Boden und raubt auch den Bauern in der dritten Welt die Existenzgrundlagen mit den Folgen von Armut, Hunger und Flüchtlingsströmen: so der LBV Kreisvorsitzende Schmalz.  
Aktuell gilt es über eine bedarfsgerechte Milchmengensteuerung eine Reduzierung der erzeugten Milchmenge zu erreichen. Über Straf- und Bonuszahlungen unter öffentlicher Aufsicht könnte die Milchmenge erfolgreich reguliert werden. Es darf nicht den Molkereien überlassen werden, ihre Menge selbst zu steuern, da sie an der Verfügbarkeit von billiger Milch interessiert sind. Der Ausbau der bayerischen Eiweißstrategie, Finanzmitteln für Weideprämie und Heumilchprogramme (Kulap) und Agrarsubventionen die die gesellschaftlichen Leistungen berücksichtigen sind weitere Möglichkeiten der Hilfe.

Der Markt muss den Betrieben das Überleben sichern, denn jede Betriebsaufgabe bringt Konzentration und größere Strukturen mit sich.

Die Ökoallianz für den Landkreis Kelheim möchte Bauernhöfe statt Agrarfabriken und richtet  sich deshalb nicht gegen die Landwirte sondern  gegen eine falsche Agrarpolitik.

Unser derzeitiges Modell der Landbewirtschaftung ist jedenfalls aus Sicht der Ökoallianz nicht zukunftsfähig.  

Wir brauchen eine ökologische und bäuerliche Landwirtschaft!

Eine Landwirtschaft, welche unsere Umwelt schont, unsere Lebensgrundlagen erhält und unsere Tiere als Mitgeschöpf achtet.                                                                    

Deshalb unterstützt die Ökoallianz Kelheim auch die Initiativen von Bayerns Landwirtschafts-minister Brunner den ökologischen Landbau in Bayern verstärkt zu fördern um diesen von derzeit 6 Prozent auf 13 Prozent zu verdoppeln. Immerhin haben im Jahr 2015 ca. 800 Landwirte auf Bio umgestellt und der ökologische Landbau und die ökologisch produzierten Lebensmittel finden inzwischen auch eine immer breitere gesellschaftliche Zustimmung.

Fakt ist der ökologische Landbau produziert gesunde Lebensmittel im Einklang mit der Natur, verzichtet auf synthetischen Dünger und Pestizide und bewahrt die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft. Für die Ökoallianz Kelheim ist deshalb der moderne, ökologische Landbau durchaus das Leitbild für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und damit eines ihrer Ziele.

Den Fischereivereinen im Landkreis Kelheim liegt besonders die Sauberkeit und Erhaltung der Laichhabitate sowie die Artenvielfalt in den Gewässern am Herzen. So Manfred Beck der   Vorsitzenden des Kreisfischereiverein Kelheim .

Speziell in der Abens wird bei jedem stärkeren  Regenereignis die Braunfärbung, hervorgerufen durch den Abtrag (Erosion) von wertvollem Ackerboden, deutlich. Hauptursachen sind fehlende Uferrandstreifen und die Vermaisung unserer Landschaft. In den meisten Bundesländern sind Uferrandstreifen gesetzlich gefordert - nur nicht in Bayern. Auswirkungen sind die Verschlammung der Gewässer,  wodurch wichtige Lebensräume für die Fortpflanzung  sowohl für Kraut-, als auch für kieslaichende Fischarten unbrauchbar werden.  Mit der Bodenerosion werden auch Unmengen von Dünge- und Pflanzenschutzmittel, einfach alles,  was auf den Feldern ausgebracht wird,  abgeschwemmt und landet in Grund- und Oberflächenwasser. Die toxischen Auswirkungen auf Flora und Fauna in den Gewässern durch Unmengen von Dünge- und Pflanzenschutzmittel, die mit der Bodenerosion eingetragen werden, sind bereits sichtbar wissenschaftlich nachgewiesen. Dabei wäre  so einfach.  Wenn schon der viele Mais angebaut  wird um Biogasanlagen, die den Namen „BIO“ nicht verdient haben, zu füttern, dann bitte aber richtig.

Früher lag den Landwirten der Erhalt der Humusschicht auf den Äckern noch am Herzen, es wurde grundsätzlich nur rechtwinklig zum Hangverlauf geackert. Das hat die Pferde geschont und die Bodenerosion weitestgehend verhindert und das Wasser konnte an Ort und Stelle versickern. Heute ist das offensichtlich nicht mehr wichtig. Die Hänge sind für moderne  Schlepper mit vielen hundert Pferdestärken  kein Problem mehr und so wird einfach geackert, wie es am schnellsten geht.

Es werden richtige Entwässerungskanäle angelegt in denen das Regenwasser bergab schießt und dabei jede Menge Ackerboden mit sich reißt. Was im Anschluss daran an nährstoffreichem Ackerboden fehlt, wird durch Chemie und Kunstdünger großzügig ersetzt. Schon ein paar Meter Uferrandstreifen könnten helfen  die Schlammfluten etwas zurückhalten und dadurch die Auswirkungen der Bodenerosion zumindest  teilweise reduzieren. So kann es einfach nicht weitergehen. Hier muss ein Umdenken erfolgen, weil die Konsequenzen dieses Handelns nicht mehr umkehrbar sind.

Die jüngsten, zum Teil dramatischen Hochwasserkatastrophen in vielen Gemeinden, sollten wenigstens dazu führen, dass sämtliche Politik-Bereiche endlich die Bedeutung der flächigen Wasserspeicherung im Boden und in der Landschaft erkennen und fördern.

Es kann keinen 100%igen Schutz vor Extrem-Hochwasser geben, aber es kann eine ganze Menge getan werden, an den Ursachen etwas zu ändern und damit zumindest das Ausmaß der Schäden zu beeinflussen und zu reduzieren

Für den Manfred Beck ist die Gründung der Ökoallianz ein logischer Schritt. Die Natur- und Umweltschutzprobleme sind sehr komplex und eng miteinander verbunden. Deshalb ist es gut, wenn in der Ökoallianz für den Landkreis der Sachverstand der einzelnen Vereine und Verbände vernetzt wird und mit einer gemeinsamen, gewichtigen Stimme die Ziele und Forderungen in die politische Diskussion einbracht werden.

Immerhin vertreten sie fast ein Zehntel der Landkreisbevölkerung.

Die Ökoallianz soll eine lose Verbindung ohne eigene Vereins- und Finanzstruktur sein, die ihre ökologischen Ziele gemeinsam im Landkreis Kelheim voran bringen möchte.

Die Teilnehmer der Ökoallianz für den Landkreis Kelheim wollen sich zukünftig zei- bis dreimal im Jahr treffen um entsprechend die Themenschwerpunkte, Aktionen und Kampagnen zu besprechen, festzulegen und gemeinsam durchzuführen.

Schon für Juli sind zwei Infoveranstaltungen und Aktionen vorgesehen.

Am 8. Juli 2016 geht es in Irnsing um 19 Uhr 30  um die Frage „Warum wir Schweine so nicht halten dürfen?“ mit VeterinärDr. Ebner  Slow Food Vorsitzender und prakt. Tierarzt aus Ingolstadt

Am 16. Juli 2016 ist ein bayernweiter Aktionstag zum Start desVolksbegehren gegen CETA mit Infoständen und Unterschriftensammlungen im ganzen Landkrei.

Am 20 Juli 2016 - 19 Uhr 30 – Hotelgasthof Jungbräu  in Abensberg zum Thema:  Gift auf dem Acker -„Wie gefährlich ist Glyphosat?“ mit Frau Dr. Martha Mertens  (BN Gentechnikexpertin)                      

Im August/ September 2016 will die  Ökoallianz zur Landratswahl mit einem sogenannten „ÖKO-Check“ die ökologischen Positionen der Landratskandidatin und der Kandidaten auf den Prüfstand stellen, damit sich die Wähler und Wählerinnen sich ein eigenes Bild machen können.

Darüber hinaus sind zwei Arbeitsgruppen zu den Schwerpunktthemen ökologischer Landbau und Umsetzung EU Wasserrahmenrichtlinie / Gewässerrandstreifen vorgesehen.

Mitarbeiten in der Ökoallianz Kelheim kann jede(r) Landkreisbürgerin und Bürger, sei es als Einzelperson oder als Mitglied einer Gruppierung solange dabei die zentralen Ziele und Forderungen der Ökoallianz im Vordergrund stehen.

Wer gerne mitmachen  möchte, sei es Einzelperson oder als Gruppierung, kann sich an die einzelnen  Vorstände der Vereine und Verbände wenden oder sich direkt an die BN Geschäftsstelle (Koordination) in Abensberg wenden.

Siehe auch Bericht in der Mittelbayerischen Zeitung vom 24.06.2016 - Link!

Ansprechpartner und Kontakt:

Peter Forstner                                                                                                           

BN Kreisvorsitzender

93326 Abensberg, Aunkofenerstr.35b
Tel.09443 / 1811